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Um Sprachen zu lernen, muß man sie verwenden

Ein wichtiges, pädagogisches Prinzip in meiner Arbeit lautet „Das was du lernst soll von Nutzen sein.“ Oder um es etwas fachlicher auszudrücken: Relevanz stärkt den Lernerfolg. Das hat auch John Dewey bereits vor vielen Jahren beschrieben. In diesem Artikel möchte ich dieses Prinzip am lernen von Sprachen verdeutlichen.

Beim lernen von Sprachen sollte man das was man lernt öfter wiederholen sollte und in verschiedenen Situationen anwenden, damit die Sprache hängenbleibt.

Bild von Gerd Altmann via Pixabay

Die meisten Kinder und Jugendlichen lernen heutzutage ihre Muttersprache, sowie ein bis zwei zusätzliche Sprachen in der Schule. Dennoch zeigt sich oft, dass es erhebliche Unterschiede in sprachlichen Kompetenzen gibt, wenn man verschiedene Länder besucht, oder Menschen aus anderen Ländern kennenlernt. Wie kann das sein?

Zum Beispiel ist es in Dänemark nahezu problemlos möglich auf Englisch zu kommunizieren, obwohl Englisch nicht die offizielle Landessprache ist. In Deutschland hingegen, gestaltet sich dieses wesentlich schwieriger. In beiden Ländern lernen die Schüler Englisch als Fremdsprache ab einem frühen Alter. Wenn man sich die Rahmenlehrpläne aus den verschieden Ländern anschaut, erkennt man, dass es nur unwesentliche Unterschiede gibt. Es gibt aber zwischen beiden Ländern einen wesentlichen Unterschied. Die Exponierung zur englischen Sprache im Alltag.

In Dänemark sind die Menschen im Alltag viel häufiger damit konfrontiert Informationen auf Englisch zu hören, oder zu lesen. In Deutschland ist diese Exponierung wesentlich geringer. Hierzulande werden fast alle Filme synchronisiert und nahezu alle Bücher und Spiele werden übersetzt. In Dänemark bleiben die Sprachen im Original oft erhalten. Bei Filmen muss man mit Untertexten Vorlieb nehmen. Und bei Spielen ist im besten Fall das Handbuch übersetzt. Die Ursachen für diesen Unterschied sind vielfältig, und ich möchte hier nicht weiter darauf eingehen. Aber der daraus resultierende Unterschied ist gewaltig.

Warum ist die Exponierung so wichtig beim Sprachen lernen?

Verschiedene Studien haben gezeigt, dass regelmäßige Wiederholung von Informationen die Wahrscheinlichkeit erhgöht, diese Informationen im Langzeitgedächtnis zu behalten. Idealreweise geschiet diese Wiederholung mit zeitlichen Abständen und wird durch unterschiedliche Kontexte weiter verstärkt. Beim lernen von Sprachen bedeutet dies also, dass man das was man lernt öfter wiederholen sollte und in verschiedenen Situationen anwenden muss, damit die Sprache hängenbleibt.

Das ist der Hauptgrund, warum der Sprachunterricht in Schulen alleine nicht ausreicht, um Sprachen zu lernen. Der Lernstoff ist oft nicht sehr Praxisbezogen, und die zeitlichen Begrenzungen verhindern eine regelmäßige Wiederholung des Stoffes.

Am Besipiel Dänemarks erkennt man, dass unsere nordischen Nachbarn automatisch im Alltag wiederholen, was sie im Englischunterricht lernen. Sie hören unterschiedliche Dialekte, wenn sie Filme schauen und müssen den Dialogen aufmerksam folgen, um den Inhalt zu erfassen. Bei Videospielen müssen sie ebenfalls die Anweisungen auf Englisch lesen.

Die Fallgrube, wenn Zugewanderte Sprachen lernen

Dies ist umgekehrt oft ein Grund, warum es manchen Migranten in Deutschland schwerfallen kann, die deutsche Sprache zu lernen. Sie warten manchmal Monate oder gar Jahre darauf eine Arbeitserlaubnis zu erhalten, und haben während dieser Zeit nur beschränkt sozialen Umgang mit deutschsprachigen Mitbürgern. Dies ist eine Hürde für die Integration. Der Sprachunterricht in den Sprachkursen wird nicht ausreichend mit Praxisbezogener Anwendung der gelernten Sprachen unterstützt.

Ein wesentlicher Praxisbezug würde sich aus der Integration am Arbeitsmarkt ergeben. An einem Arbeitsplatz entstehen oft natürliche, soziale Interaktionen, wo das gelernte Wissen Anwendung findet. Jedoch steht die bürokratische Praxis diesem Ziel entgegen.

Sprachcafés sind eine gute Lösung um die Praxislücke zu füllen

In einigen großen Städten gibt es sogenannte Sprachcafés, welche oft von Freiwilligen betrieben werden. So auch in Augsburg, wo ich lebe. Vor kurzem habe ich mit anderen Freiwilligen ein weiteres Sprachcafé in Augsburg-Oberhausen eröffnet. Für interessierte ist es möglich über meine Facebook Seite mehr zu erfahren.

Die Idee ist es, einen offenen Raum zu schaffen, wo über verschiedene Themen, gesprochen werden kann, und Dialoge auf Deutsch geführt werden. Dies soll die Teilnehmer dazu ermutigen ihre gelernten Fähigkeiten in einem Praxisbezogenen Rahmen anzuwenden. Es besteht die Möglichkeit dies unter pädagogischer Anleitung zu Unterstützen, unter anderem mit Hilfe von Spielen, Dialogprompts, Bildkarten, usw.

In Augsburg werden die Sprachcafés unter anderem von Tür an Tür, und dem Quartierszentrum Qualle geführt. Damit füllen die Sprachcafés diese Lücke zum praxisbezogenen Lernen der deutschen Sprache.

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